Beckenschiefstand: So entsteht ein schiefes Becken – und das können wir dagegen tun
Blogbeitrag von OTMP • 05.05.2022
Wenn Sie unter ständigen Rückenschmerzen leiden, müssen nicht zwangsläufig die Bandscheiben oder Wirbel daran schuld sein. Oft gehen die Probleme auch auf eine Fehlstellung des Beckens zurück. Diese entsteht beispielsweise, wenn Ihre Beine unterschiedlich lang sind. Dann kippt das Becken aus seiner natürlich vorgesehenen waagerechten Position. Kleine Ungenauigkeiten kann Ihr Körper von selbst ausgleichen, doch wenn der Beckenschiefstand ausgeprägt ist, kann dies störende Symptome mit sich bringen. In diesem Beitrag klären wir Sie zum Schiefstand des Beckens auf, erklären Ihnen, wie sich dieser äußert und wie wir ihn behandeln können.
Was ist ein Beckenschiefstand?
Per definitionem handelt es sich bei einem Beckenschiefstand um eine Fehlstellung, bei der das Becken nicht – wie von der Natur vorgesehen – waagerecht steht, sondern dauerhaft zur Seite gekippt ist. Ist die Schiefstellung nur leicht, ist sie in der Regel nicht mit stärkeren Symptomen verbunden. Ein ausgeprägter Schiefstand des Beckens kann jedoch zu zahlreichen Beschwerden führen. Sie reichen von Zähneknirschen über Hüft- und Fußschmerzen bis hin zu starken Rückenschmerzen.
Entstehung eines Beckenschiefstands: Es gibt 2 Kategorien
Funktionelle Kippung
Möglich ist, dass der Beckenschiefstand aus einer muskulären Verspannung der Gesäßmuskulatur bzw. der unteren Rückenmuskulatur resultiert. Ursächlich dafür können einseitige Belastungen beim Sport oder das häufige Tragen schwerer Dinge über nur einer Schulter sein. Können wir die Verspannung lösen, besteht die Chance, dass alles von selbst in den Normalzustand zurückkehrt.
Strukturelle Kippung
In vielen Fällen ist das schiefe Becken anatomisch bedingt. Das bedeutet, dass die individuellen Formen und Maße des Körpers zu einer Schieflage führen – beispielsweise unterschiedlich lange Beine. Von selbst kann der Körper die Fehlstellung nicht beseitigen. Mögliche Ursachen sind Nachwirkungen von Unfällen, schlecht verheilte Knochenbrüche, Zustände nach Operationen oder die Auswirkungen von Prothesen. Außerdem ist eine entsprechende genetische Veranlagung oft ursächlich.
Mögliche Auslöser für einen Beckenschiefstand
- Beinlängenunterscheid
- Fehlstellung der Wirbelsäule (Skoliose)
- Verkürzte (sog. kontrakte) Muskelabschnitte an einem Bein, besonders im Bereich der Hüfte, des Knies oder des Sprunggelenks
- Eingesetzter Hüftersatz (Hüftendoprothese)
- Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne (Hüftdysplasie)
- Hüftkopfnekrose (Morbus Perthes)
- Zustand nach einem gebrochenen Oberschenkel
- Kniearthrose
- Fraktur des Beckenrings
- ISG-Syndrom/Blockade des Iliosakralgelenks
- Störung der Wachstumsfuge durch Infektion oder Trauma
- Tumorerkrankungen und Knochenmetastasen
Beckenschiefstand durch Beinlängendifferenz
Ist ein Bein nur wenige Millimeter länger – oder kürzer – als das andere, kann Ihr Körper dies in den meisten Fällen problemlos ausgleichen. Sie bemerken in der Regel nichts davon. Doch in manchen Fällen ist die Differenz größer. Ab etwa sechs Millimetern Beinlängenunterschied kann es zu Problemen kommen.
Es gibt mehrere Gründe für eine sog. Beinlängendifferenz: Möglich ist, dass sich eine asymmetrische Belastung auf die Länge der Beine auswirkt (funktionelle Beinlängendifferenz). Dies kommt vor, wenn ein Bein permanent stärker belastet wird oder die Muskulatur stärker kontrahiert. Auch eine vorwiegend sitzende Lebensweise kann Haltungsprobleme verursachen, die wiederum zu einem Beckenschiefstand führen können.
Eine weitere Möglichkeit ist die reelle Beinlängendifferenz. Hierbei sind nicht die Muskeln an der unterschiedlichen Beinlänge schuld, sondern verlängerte oder verkürzte Abschnitte des Skeletts. Dies bedeutet, dass die Oberschenkel- oder Unterschenkelknochen unterschiedlich lang sind und sich die Längendifferenz bereits im jugendlichen Wachstumsalter herauskristallisiert. Beispielsweise Verletzungen einer oder mehrerer Wachstumsfugen können diesen Befund begünstigen und die Skelettreifung beeinträchtigen.
Beckenschiefstand durch Skoliose
Leiden Sie unter Skoliose, dann ist der Aufbau Ihrer Wirbelsäule gestört – sie krümmt sich nicht nur leicht nach vorne und hinten, sondern zusätzlich auch zur Seite. So kommt es zu einem schief gehaltenen Kopf, unterschiedlich hochstehenden Schultern sowie zu einem schiefen oder an der Seite hervorragenden Becken.
Folgen eines schiefen Beckens
Wichtig ist für Sie zu wissen, dass das Becken die zentrale Stelle der Kraftübertragung Ihres Bewegungsapparats ist. Fest mit dem Kreuzbein verbunden, ragt die Wirbelsäule vom Becken nach oben. Sie sorgt für Haltung und trägt Ihren Kopf. Im Becken sind zudem die Hüftgelenke verankert. So passt es sich jeder Bewegung Ihrer Beine an.
Wenn das Becken dauerhaft schief steht, kann der gesamte Bewegungsapparat aus seiner normalen Position geraten. Es entstehen Beschwerden, die sich vom Becken an aufwärts in Form von Schmerzen und Verspannungen ziehen können. Frauen haben oft Probleme im Bereich der Halswirbelsäule, Männer eher an der Lendenwirbelsäule. Ein schiefes Becken kann auch zu Kopf- und Kieferschmerzen führen. Wenn sich eine funktionelle Skoliose durch den Schiefstand gebildet hat, können die Wirbelgelenke und Bandscheiben schneller verschleißen.
Auch unterhalb des Beckens kann eine Fehlstellung Beschwerden verursachen: Häufig verschlechtert sich die Beweglichkeit der Hüft- und Kniegelenke und die Gelenkknorpel nutzen sich ungleichmäßig ab. Häufig treten zudem auch Funktionsstörungen des Iliosakralgelenks auf.
Funktionelle Fehlstellung des Beckens: Behandlungsmöglichkeiten bei OTMP in München
Bereitet Ihnen Ihr Beckenschiefstand Probleme, ist eine Behandlung erforderlich. Zur Therapie eines funktionellen Beckenschiefstands, der mit fehlhaltungsbedingten Verspannungen oder Verkürzungen Ihrer Muskulatur einhergeht, hat sich die gezielte Physiotherapie bewährt. In unserer Privatpraxis für Osteopathie, Training und Physiotherapie in München haben wir bereits unzählige Patientinnen und Patienten behandelt, die einen funktionellen Beckenschiefstand hatten.
In erster Linie geht es bei der Therapie darum, die verspannten Muskeln zu lockern, zu dehnen und die verkümmerten Muskeln der Gegenseite gezielt zu trainieren. Dadurch können wir die Fehlhaltung beseitigen, Ihren Körper aufrichten und das Becken dadurch wieder in die waagrechte Position bringen.
In manchen Fällen führen die Verspannungen auch zu einer mechanischen Blockade des Iliosakralgelenks. Diese können wir durch spezielle Handgriffe im Rahmen unserer manuellen Therapie lösen.
Sollten Sie Skoliose haben, die zur Fehlhaltung und damit zum Beckenschiefstand geführt hat, ist die Behandlung der Wirbelsäulenverkrümmung in den Fokus zu stellen.
Beckenschiefstand behandeln in München
Wenn Sie unter einer Fehlstellung leiden und Hilfe benötigen, dann sind Sie bei uns an der richtigen Stelle. In unserer Praxis in München helfen wir Ihnen mit physiotherapeutischen Maßnahmen, mit der medizinischen Trainingstherapie (MTT) oder auch mit der Osteopathie. Auch diese spezielle medizinische Heilmethode kann gute Dienste bei einem Beckenschiefstand leisten, denn: Alle Strukturen des Körpers sind miteinander verbunden. Aus diesem Grund können sich Veränderungen des Bewegungsapparats oder Ihres Organsystems auch auf entfernte Körperstrukturen auswirken. So versucht Ihr Körper beispielsweise, eine Fehlstellung der Wirbelsäule oder eine vergrößerte Leber durch eine Veränderung Ihrer Körperstatik zu kompensieren. Dies kann zu einem Beckenschiefstand führen. Per Osteopathie suchen wir die Ursachen dieser Mechanismen und versuchen, gezielt einzugreifen.
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In unserem Blog veröffentlichen wir regelmäßig News aus den Bereichen Osteopathie, Training und Physiotherapie. Hier finden Sie ausgewählte Beiträge, die im Hinblick auf Ihre geplante Behandlung von Interesse sein könnten.