Hilft Osteopathie bei Depressionen?
Blogbeitrag von OTMP • 02.03.2022
Der deutsche Schriftsteller Christian Morgenstern schrieb einst: „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“ Und er hatte recht: Andauernde Konflikte, Stress und psychische Erkrankungen können u. a. zu Verspannung der Muskulatur führen und so auch das Nervensystem überbelasten. Allem voran stehen hier Depressionen. Jährlich erkranken daran etwa 5,3 Mio. Deutsche im Alter von 18 bis 79 Jahren (Quelle: Deutsche Depressionshilfe). Und Depressionen haben durchaus eine körperliche Seite. Inwiefern Osteopathie bei Depressionen eine gute Behandlungsergänzung sein kann, erklären wir Ihnen im Folgenden.
Depression: Was ist das?
Jeder Mensch hat mal einen schlechten Tag oder sogar mehrere, an dem er sich nicht gut fühlt und „deprimiert“ ist. Der Begriff Depression wird in der Umgangssprache oft falsch verwendet – nämlich, um alltägliche Schwankungen des Befindens zu beschreiben. Doch im eigentlichen medizinischen Sinn handelt es sich bei einer Depression um etwas ganz anderes: Sie ist eine schwere seelische Erkrankung, die grundsätzlich in jeder Altersstufe auftreten kann. Die Krankheit beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln des Betroffenen. Sie kann die Körperfunktionen stören und erhebliche Leiden verursachen. Depressionen gehen mit einer anhaltenden tiefen Niedergeschlagenheit einher, aus der sich die Patientinnen und Patienten in der Regel nicht selbst befreien können.
Symptome einer Depression
Patientinnen und Patienten mit Depressionen leiden häufig an einer tiefen Traurigkeit, inneren Leere, Hoffnungs- und Antriebslosigkeit. Oft gehen auch Ängste mit der Erkrankung einher. Depressive Menschen haben deutlich weniger Energie als vor der Erkrankung, leiden an Selbstzweifeln, Konzentrationsschwäche, Freudlosigkeit und Interessensverlust. Zudem prägen Schlafstörungen ihren Alltag.
Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, eine verkrampfte Muskulatur, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Magendrücken.
So lassen sich Depressionen behandeln
Die Erkrankung muss unbedingt fachärztlich behandelt werden. Es gibt unterschiedliche Formen der Depression und daher auch unterschiedliche Therapieansätze. Die Grundpfeiler der Behandlung ist die Gabe von Antidepressiva, also bestimmten Medikamenten, sowie die Verordnung psychotherapeutischer Verfahren. Viele Patientinnen und Patienten mit Depressionen können somit effektiv behandelt werden und sich langfristig wieder deutlich besser fühlen.
Unbehandelte, schwere Depressionen bringen die Gefahr von Suizidversuchen oder gar Suizid mit sich. Zudem können sie bestehende andere körperliche Erkrankungen negativ beeinflussen.
Osteopathie bei Depressionen: Hervorragende Ergänzung zur fachärztlichen Therapie
Wir von OTMP wissen, dass sich Psyche, Emotionen und der Körper wechselseitig beeinflussen können. Es ist bekannt, dass psychische Erkrankung mit physischen Beschwerden einhergehen. Dazu gehören z. B. Verspannungen, Schmerzen, Migräne und Verdauungsprobleme. Als Osteopathen arbeiten wir ganzheitlich und schließen den Körper und die psychische Verfassung unserer Patientinnen und Patienten nach einer ausführlichen Anamnese in die Behandlung mit ein.
Depressionen und andere psychische Erkrankungen und Belastungssituationen bringen sog. „osteopathische Verletzungen“ mit sich. Sie machen sich in den Faszien und Geweben bemerkbar. Derartige Veränderungen können wir mit speziellen Techniken manuell aufspüren. Wir ertasten dabei die Beschaffenheit, Temperatur und Spannung der Haut und erkennen dadurch, wie es Ihren Faszien und Organen geht. Über sanften Druck können wir Verhärtungen lösen, Fehlstellungen korrigieren und somit körperliche Leiden, die mit einer Depression einhergehen können, lindern.
Osteopathie bei Depressionen: Aktivierung des Parasympathikus
Der Sympathikus und der Parasympathikus sind Teile des vegetativen Nervensystems und sind – funktionell gesehen – Gegenspieler: Der Sympathikus ist für eine Aktivitätssteigerung zuständig, er übernimmt die Kontrolle, wenn sich der Körper in einer Stresssituation oder in Aktivität befindet. Anders ist es beim Parasympathikus: Er prägt die Ruhe- und Regenerationsphasen.
Besteht ein Ungleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus, sind bestimmte vegetative Funktionen gestört. Je nachdem, auf welche Seite sich das Gleichgewicht verschiebt, können ein zu hoher/niedriger Blutdruck, Herzbeschwerden oder Verdauungsprobleme auftreten.
Bei Depressiven ist häufig der Sympathikus länger aktiv als er es sein sollte. Mit unseren osteopathischen Behandlungen können wir das Gleichgewicht wiederherstellen und Ihren Parasympathikus aktivieren.
Zwei interessante Studien zum Thema Osteopathie bei Depressionen
Kurzzeiteffekt von Osteopathie bei Depressionen
Eine Studie erforschte die Kurzzeiteffekte von Osteopathie auf Depressionen. 28 Patientinnen und Patienten nahmen daran teil. Sie wurden drei Mal osteopathisch behandelt, wobei ihre Herzratenvariabilität gemessen wurde. Dabei handelt es sich um einen Faktor, der bei Depressiven vermindert ist und eine Aussage auf das vegetative Nervensystem zulässt. Zusätzlich haben die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer einen Fragebogen über ihr persönliches Empfinden der Depression ausgefüllt.
Die Kontrollgruppe bekam jeweils nur Scheinbehandlungen.
Das Ergebnis der Studie: Die osteopathische Behandlung verbesserte die Herzratenvariabilität der Patientinnen und Patienten sowie das persönliche Empfinden der Depression signifikant. Das bedeutet, dass eine unterstützende osteopathische Therapie bei der Behandlung einer Depression durchaus sinnvoll sein kann.
Diese Informationen beziehen sich auf: Scherding C. Osteopathie bei Depressionen: Kurzzeiteffekt auf Herzratenvariabilität, Befinden und Schweregrad: Osteopathie Schule Deutschland; 2013.
Osteopathie bei Frauen mit Depression
Diese Studie wendet sich explizit an Frauen mit Depression. 17 Patientinnen mit neu diagnostizierter Erkrankung wurden dabei in zwei Behandlungsgruppen eingeteilt: Ein Teil bekam eine osteopathische Behandlung, die andere erhielt keine. Vor und nach dem Interventionszeitraum bewerteten sie anhand eines speziellen Fragebogens das Empfinden der Depression. Außerdem erhielten beide Gruppen ein Antidepressivum und zusätzlich wöchentlich eine 30-minütige Psychotherapie-Sitzung.
Die Studie war über 8 Wochen angesetzt. Nach diesem Behandlungszeitraum stellten alle Probadinnen eine deutliche Verbesserung ihrer psychischen Verfassung fest. Die Frauen, die osteopathisch behandelt wurden, stuften ihr Befinden im Fragebogen als „normal“ ein. Bei den Patientinnen in der Kontrollgruppe (ohne Osteopathie) haben sich die Symptome ebenfalls gebessert. Allerdings galten anhand der Ergebnisse aus dem Fragebogen 70 % unter ihnen noch immer als depressiv.
Das bedeutet: Bei allen Frauen schlug die Behandlung aus Antidepressivum und Psychotherapie an. Diejenigen, die zusätzlich noch osteopathische Behandlungen bekamen, fühlten sich deutlich besser als die anderen.
Diese Informationen stützen sich auf: Plotkin BJ, Rodos JJ, Kappler R, Schrage M, Freydl K, Hasegawa S, Hennegan E, Hilchie-Schmidt C, Hines D, Iwata J, Mok C, Raffaelli D. Adjunctive osteopathic manipulative treatment in women with depression: a pilot study. J Am Osteopath Assoc. 2001; 101(9): 517-523.
Osteopathie bei Depressionen: Beratung und Therapie bei OTMP in München
Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die unbedingt behandelt werden muss. Empfehlenswert kann – zusätzlich zur medizinischen Therapie – die Osteopathie sein. In unserer Privatpraxis für Osteopathie, Training und Physiotherapie in München helfen wir Ihnen gerne weiter. Simon Mantz und Gregor Piehler sind erfahrene Osteopathen in München und darauf spezialisiert, die Ursachen von Blockaden und Dysfunktionen zu suchen und zu behandeln.
Bild: © microgen / elements.envato.com
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In unserem Blog veröffentlichen wir regelmäßig News aus den Bereichen Osteopathie, Training und Physiotherapie. Hier finden Sie ausgewählte Beiträge, die im Hinblick auf Ihre geplante Behandlung von Interesse sein könnten.